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Stress und Tinnitus-Phänomene der Gesellschaft

Neue Studien belegen den Zusammenhang zwischen Stress und Tinnitus. Im Artikel möchte ich eine Antwort auf die Frage geben: Löst Tinnitus Stress aus oder löst Stress Tinnitus aus? Oder ist beides möglich? Wie hängen Tinnitus und Stress im Körper zusammen? Und ich stelle eine Musterlösung für eine gelungene Tinnitus - Bewältigung vor.


Stress und Körper

Stress ist eine biologische determinierte Antwort des Körpers auf Gefahren. Die Stressreaktion versetzt den Körper in Alarmbereitschaft und ermöglichen uns den Kampf oder die Flucht.

Ein knurrender Hund ist eine sehr reale Gefahr. Das anstehende Gespräch mit dem Chef eine fantasierte Gefahr.


In beiden Fällen kommt es zur Stressantwort im Körper mit der Ausschüttung von Stresshormonen. Die Auslöser und die Stärke der Stressreaktion sind individuell sehr unterschiedlich. Am Ende der Stressreaktion muss eine Erholung des Körpers stehen. Denn sicher ist: Chronischer Stress führt zur Überlastung unseres Körpers und unserer Psyche.


Was ist ein akuter und ein chronischer Tinnitus?

Ein Tinnitus, der länger als 3 Monate besteht, wird als chronischer Tinnitus bezeichnet. Ein chronischer Tinnitus ist in der Regel einer medikamentösen Behandlung nicht zugänglich.


Löst chronischer Stress Tinnitus aus?

Die Frage kann mit einem eindeutigen „JAEIN“ beantwortet werden. Wissenschaftler sagen nein, die Betroffenen sagen in der täglichen Sprechstunde: "ja, der Stress hat den Tinnitus ausgelöst!"

Die Stresshormone beeinflussen das Ohr. Die Hörrinde sucht Geräusche und versucht sie einzuordnen: Ungefährlich-gefährlich? Leider stuft sie den Tinnitus als bedrohlich ein.

Es ist nicht verwunderlich, dass viele der Betroffenen Stress als Auslöser der Ohrgeräusche angeben.



Löst Tinnitus chronischen Stress aus?

Die Frage kann mit einem eindeutigen „JA“ beantwortet werden. Neue Studien belegen, dass dreiviertel aller Patienten mit Tinnitus einen erhöhten Stresspegel haben. Der Pegel reicht von leichten bis zu massiven Stresssymptomen. Je länger die Tinnitus-Beschwerden bestehen, umso ausgeprägter sind die Stressbeschwerden.


Der Teufelskreislauf "Tinnitus-Stress"

Die akademische Frage, ob Tinnitus Stress auslöst oder Stress einen Tinnitus ist für die Leidenden unerheblich!


Sie spüren jeden Tag, dass Tinnitus und Stress sich verstärken. Sie haben Angst vor einer Zunahme der Tinnitus-Lautstärke und den Beschwerden.

Schlaf. Konzentration und Aufmerksamkeit verschlechtern sich. Die Lebensqualität sinkt und die Stressbelastung steigt.

Die an Tinnitus erkrankten Menschen tappen in einen Teufelskreis.


Stress im Leben

Die Stressoren in der Industriegesellschaft sind vielfältig.

  • Familie

  • Arbeitsplatz

  • Schule

  • Verkehr

  • Krankheiten

  • Nikotin und Alkohol


Sie lösen eine Kaskade von hormonellen und körperlichen Reaktionen. Der Körper schüttet die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol aus. Die Reaktion des Körpers:

  • verbesserte Durchblutung

  • Blutdruckerhöhung

  • verbesserte Atmung

Nicht zum Kampf benötigte körperliche und psychische Funktionen werden abgeschaltet oder gedrosselt:

  • Verdauung

  • Schlaf

  • Logisches Denken

  • Empathie

Für kurze Zeit wird das Kampf- und Abwehrprogramm gut toleriert. Es wirkt in vielen Fällen auch vitalisierend. Problematisch ist langanhaltender Stress. Die Hormone sammeln sich im Körper.

Beispiel: Herr Müller gerät auf dem Weg zur Arbeit im Stau. Er fühlt sich gemobbt und unverstanden. Nachmittags findet er die Rechnungen im Briefkasten. Wie soll er bei den Mikrostressoren Hormone und Energie abbauen? Sein Körper reagiert:

  • Herzklopfen und erhöhter Puls

  • Kopfschmerzen

  • Schulter- und Nackenschmerz

  • Schlaflosigkeit

  • Gedankenkarussell

  • Nervosität, Unruhe, Reizbarkeit

  • nachlassende Konzentration

  • Selbstwertgefühl sinkt


Mit dem chronischen Tinnitus leben

Die chronisch erkrankten Patienten klammern sich häufig an einen Strohhalm. Sie hoffen, dass der HNO-Arzt ein weißes Kaninchen aus dem Hut zaubert. Sie möchten schnell, zuverlässig und ohne eigenes Zutun gesund werden.


Die schlechte Nachricht: Dieses Kaninchen gibt es beim chronischen Tinnitus nicht!

Die gute Nachricht: Engagierte Patienten können sehr gut mit dem Ohrgeräusch leben.

Die Behandlung der chronischen Tinnitus setzt in drei verschiedenen Lebensbereichen an. Setzt der Patient sie konsequent um, dann ist eine Linderung der Beschwerden möglich.


Die Therapie setzt in 4 Bereichen an:


a. Denken

  • Tinnitus ≠ Feind

  • Wissen aneignen

  • Ablenkung suchen

b. Gesunde Lebensweise

  • Kein Nikotin

  • Kein Alkohol

  • Gesunde Ernährung

c. Entspannung und Sport

  • Autogenes Training

  • Progressive Muskelrelaxation

  • Meditation

  • Yoga

  • Ausdauersport

d. Psyche

  • Ängste abbauen

  • Depression abbauen

Die Aufgabe hört sich gewaltig an. Der eine oder andere Betroffene verzweifelt. Wie soll ich das alles umsetzen? Dafür gibt es keinen Grund. Mit wenigen Modifikationen im Leben ist eine wirkungsvolle Alternative möglich.


Eine „einfache“ Musterlösung (fiktiver Patient, Ähnlichkeiten sind rein zufällig)

Herr M. und sein Tinnitus

Herr M. ist 58 Jahre alt, 183 cm groß und wiegt 106 kg. Er ist verheiratet und Vater von 2 Kinder. Mit seiner Frau streitet er sich häufig. Er raucht ca. 15 Zigaretten pro Tag und trinkt abends 1-2 Flaschen Bier. Sport und Hobbys werden nicht ausgeübt. Als Manager hat er beruflichen Stress. Telefonate, Konferenzen und ständige Leistungskontrolle. Vor 3 Jahren hatte er einen Hörsturz. Seit dieser Zeit leidet er unter einem Tinnitus auf dem linken Ohr, seltener auf dem rechten Ohr. Seine HNO-Ärztin hat ihm Hörgeräte empfohlen. Die möchte er aus Eitelkeit nicht tragen. Er schläft schlecht, hat Konzentrationsstörungen, ist ständig niedergeschlagen und gereizt. Er zieht sich zurück und meidet Gesellschaften.


Bei diesem frei erfundenen Fallbeispiel könnte ein Behandlungsplan wie folgt aussehen.


Erster Schritt: Anpassung von Hörgeräten. Sie sind für ihn ein „MUSS“. Nur so kann der Tinnitus maskiert werden.

Zweiter Schritt: Er muss sich mit dem Thema „chronischer Tinnitus“ beschäftigen. Der Tinnitus ist nicht sein Feind, sondern er signalisiert eine drohende Überforderung. Beispiele wären Literatur, eine Selbsthilfegruppe „Tinnitus“ oder die Deutsche Tinnitusliga.

Dritter Schritt: Regelmäßig Ausdauersport zum Abbau der Stresshormone (Schwimmen oder Walken).

Vierter Schritt: Verzicht auf Zigaretten und verminderter Alkoholkonsum.

Fünfter Schritt: Erlernen einer Entspannungstechnik (Yoga).

Sechster Schritt: Schlafhygiene, d.h. regelmäßiger Schlaf zur gleichen Zeit.


Sollten diese einfachen Maßnahmen ohne Erfolg sein, sollte er mit der HNO-Ärztin über eine stationäre oder ambulante Rehamaßnahme nachdenken.


An dem Beispiel sieht man wunderbar, dass eine Vielzahl von wirkungsvollen Behandlungsmethoden auch beim chronischen Tinnitus zur Verfügung stehen. Aber der Patient muss es wollen und sich aktiv einbringen.

Ein Gang von Arzt zu Arzt oder Wunderheiler zu Wunderheiler bewirkt bei den Betroffenen das Gegenteil: Enttäuschungen, Wut und Verzweiflung! Auch die hundertste Untersuchung bringt die Betroffenen nicht weiter. Der Hoffnung auf das weiße Kaninchen folgen Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit.



„Das eigene Denken und Handeln ersetzen den besten Arzt“!

Deutsches Sprichwort



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