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Was wir von Elvis Presley über Männerdepression lernen!

Aktualisiert: 20. März 2022

Eines vorweg: Die Männerdepression ist einsam. Muss das sein? Elvis Presley besingt in seinem Lied Lonesome cowboy das Schicksal depressiver Männer:


"Ich bin nur ein einsamer Cowboy und ich bin allein unterwegs... Werde ich jemals dieses einsame Tal verlassen."


Die Statistiken sind eindeutig. Depression ist eine Volkskrankheit. Und von Jahr zu Jahr steigt die Zahl. Männer und Frauen erkranken nicht gleichhäufig. Und die Beschwerden sind geschlechtsspezifisch unterschiedlich. Die Depression tritt beim weiblichen Geschlecht doppelt so häufig auf wie bei männliche Personen.



Stimmt das Klischee von der weinenden und klagenden Frau? Bleiben wir Männer verschont? Oder gibt es eine Männerdepression, die ganz andere Beschwerden zeigt? Werden Hilfen angeboten?


3-Fragentest, der die Augen öffnen

Du bist unsicher, ob du den Artikel lesen sollst? Du glaubst nicht, dass Du unter einer Depression leidest? Eine grobe Einschätzung deiner psychischen Situation erreichst Du mit der Beantwortung der drei Fragen! Du hast erste Hinweise und weißt, ob das Lesen sich für dich lohnt.


Wie empfindest du deine Stimmung im Laufe der letzten 4 Wochen?

  • Niedergeschlagen, traurig und depressiv?

  • Bekümmert, düster und ohne Freude?

  • Antriebslos und rasch ermüdbar?

Beantworte die Fragen. Eine Antwort trifft auf Dich zu? Eine Depression ist anzunehmen. Warte nicht weiter ab. Vereinbare einen Termin beim Arzt oder Psychotherapeuten!


Bis das der Tod uns scheidet- depressive Männer und Suizid

Selbstmorde von Schauspielern, Sportlern und Politikern bringen Depression in die Presse. Es erscheint in einem anderen Licht.


Den Schauspieler Robin Williams fand seine Assistentin erhängt in seinem Schlafzimmer. Der Torhüter der Deutschen Fußball Nationalmannschaft Robert Enke warf sich vor die Bahn. Der Sänger von Linkin Park, Chester Bennington, kam durch Drogen ums Leben. Drei Beispiele, eine Lehre. Depression betrifft uns. Wir Männer sind in Gefahr! Sie hat nichts mit „nicht mehr wollen“ zu tun. Das Gefühl der Trauer ist unberechenbar. Jeder kann Opfer werden! Geld, Macht und Erfolg sind kein Schutz!


Warum wird die Diagnose Depression selten gestellt? Nicht selten sind depressive Männer still, zurückgezogen, zeigen andere Symptome. Aus diesem Grund verkennen sie Ärzte.

In meiner Praxis als Psychotherapeut erlebe ich bei den Betroffenen Scham, Zweifel und Angst. Die Gesellschaft stigmatisiert sie: Er ist träge, faul, hat keine Lust und kein Interesse an seiner Arbeit.


Die Männerdepression- ein Leidensweg

„Ein Indianer kennt keinen Schmerz!“ Wer von uns Männern hörte als Kind diesen Spruch nicht? Stark, belastbar und Herr der Situation. Von Ängsten keine Spur, und wir lösen Aufgaben im Handumdrehen. Als Vater zeigen wir Verständnis, als Ehemann sind wir aufmerksam, und ein Nachbar, wie es sich jeder wünscht. Und erfolgreich im Beruf. Ein fürsorglicher Sohn, der sich liebevoll um die alternden Eltern kümmert. Und die Folgen?


Wir sind nicht wir! Wir leben nicht unser Leben, sondern das, was andere von uns erwarten. Abenteuer, Spaß und Freude? Fehlanzeige! In unserem Inneren gärt ein Gebräu. Frustration, Wut und Ärger brechen hervor. In der Familie, im Straßenverkehr und am Arbeitsplatz. Wir fühlen uns nicht verstanden. Wir „beißen die Zähne aufeinander“. Und unsere Partnerin? Sie sagt uns, wie wir sein müssen. Das liest sie wöchentlich in "Glamour", „Freundin“ und „Brigitte“.


Wir Männer kennen Leiden. Wir nehmen es nicht wahr und schon gar nicht zeigen wir es. Wir funktionieren, wie eine Maschine. Und wenn wir explodieren? Die Aggressionen und Wut werden missverstanden als Macho-Gehabe. Die innere Not wird nicht erkannt. Der Rückzug stößt auf Unverständnis, die Impotenz als mangelnde Liebe empfunden.


Und obendrauf hören wir: „Reiß dich zusammen!“ Wer hilft den leidenden Männern? Wie gut hat es die Frau? Sie sucht, bittet und erfährt Hilfe- in der Familie, bei Freunden oder den Ärzten.


Gute und schlechte Nachrichten – entscheide dich

Das Fundament einer Depression ist die Genetik. Unsere Erfahrungen die Ziegelsteine. Der Zement, der alles zusammenhält ist die Gesellschaft. Und der Baugrund? Das ist die Selbstfürsorge, die sandig, feucht und nicht immer sicher ist.


Statt sich um Körper und Seele zu kümmern, verdrängen wir. Wir suchen den Grund für Beschwerden nicht im Inneren und schon gar nicht in einer Depression. Wir führen sie auf das Außen zurück: Stress, das Wetter oder die Mondphasen.


Es bleibt bei uns, was wir aus der Nachricht machen! Liebevoll in sich hineinhören? Wahrnehmen, was mich bedrückt? Aktiv mein Leben gestalten? Gezielt Hilfe in Anspruch nehmen? Oder hoffen, dass schon alles gut wird und sich von alleine auflöst? Der Druck fordert Fühlen, Denken und Handeln.


9 Fragen, die uns weiterbringen:

  • Treibe ich regelmäßig Sport?

  • Ernähre ich mich gesund?

  • Schlafe ich ausreichend?

  • Verzichte ich auf Alkohol. Zigaretten, Beruhigungsmittel und Drogen?

  • Passt mein Haus/ Wohnung zu meinem Einkommen?

  • Warum die Malediven? Sind Nord- und Ostsee nicht lohnenswerte Reiseziele?

  • Entspanne ich regelmäßig?

  • Ist ein günstiger Kleinwagen eine Alternative?

  • Habe ich Freundeß

Herbert Grönemeyer stellt die Frage: Wann ist ein Mann ein Mann?


Und Du? Ab wann bist Du ein Mann?


Ketchup der Gefühle- ein Beispiel eines Depressiven

Meine Lieblingsmannschaft gewinnt die Deutsche Meisterschaft! Achselzucken. Ist egal, ob sie gewinnen oder nicht. Ich arbeite morgen so oder so. Die verdienen zu viel Geld. Die Freude und der Spaß verschwinden. Und dieser Mangel an Antrieb. Ich schlafe schlecht, jeden Morgen aus dem Bett quälen und zur Arbeit. Die Kollegen nerven und machen aggressiv. Es sind „Dumpfbacken und Langweiler“. Sie interessieren mich nicht. Ihr Geschwätz ermüdet. Da lobe ich mir mein Bierchen und meine Zigarette vor dem Fernseher.

23.30 Uhr Jetzt geht es ins Bett – und Äuglein zu.

01.45 Uhr Ich bin noch nicht müde. Vom Schlaf keine Spur. Und morgen habe ich eine Konferenz mit den Chefs. Ich halte einen Vortrag. Jetzt die Augen zu. Meine Gedanken kreisen. Dieser Meier! Der bootet mich aus. Er giert meinen Job.

02.52 Uhr Noch kein Schlaf. Sch… Er regt mich auf. Er ist schuld. Der mit seinem Gerede über Effektivität. Der soll in mein Alter kommen. Ich werde noch einen Absacker trinken. Der hilft mir!

06.43 Uhr Der Wecker klingelt. Mein Kopf dröhnt. Der Magen schmerzt. Oh Gott, ich verschlafe. Jetzt schnell in die Klamotten. Ich werde mehr Gas geben.

07.12 Uhr Du Trödelheini. Du Idiot. Fahr mit Bus und Bahn. Gib mir den Weg frei!“


Jeder kennt solch eine Situation. Ist sie ein Dauerzustand? Dann denke daran, dass Du an einer Depression leiden kannst. Der Arzt und der Psychotherapeut helfen!


Wie Männer leiden

Eines vorweg: Die Männer-Depression ist eine Depression. Sie ist eine andere Spielart. Wir reagieren nicht so, wie es im Lehrbuch steht. Und es gibt einen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Frauen suchen sich rasch Hilfe, im Freundeskreis oder bei einem Arzt. Wir Männer fressen die Probleme. Wir nehmen keine Unterstützung an. Die Beschwerden bleiben unentdeckt. Betroffene und die Ärzte bemerken die Symptome nicht. Sie übersehen sie. Eine Therapie erhalten wir nicht.

Es dominieren Kopfschmerzen, Magenbeschwerden und eine gestörte Potenz. Wir gehen ein hohes gesundheitliches Risiko einzugehen: Raserei mit einem Sportwagen auf der Autobahn. Aggressive Kämpfe um Parkplätze. Streit um Nichtigkeiten mit der Familie, mit Freunden oder Nachbarn. Alkohol, Zigaretten und andere Drogen scheinen unsere Gefolgsmänner in der Not zu sein. Begleitet wird sie Depression von

  • Burnout

  • Tinnitus, Hörsturz und Schwindel

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen

  • Tumorerkrankungen

  • Schmerzen.

Depressionsfragebogen für Männer

Die Deutsche Depressionshilfe hat einen Fragebogen für Männerdepression entwickelt. Und dieser Fragebogen hat es in sich. Die Evolution programmiert uns auf Kampf oder Flucht.

Fight (Kampf)

- Stark sein, keine Schwäche zeigen.

- Ein Workaholic sein und in Arbeit versinken.

- Hilfe nicht fordern und akzeptieren.

- Ängste verstecken oder durch Macho-Gehabe überspielt

- Risiko suchen, mit dem Auto rasen, mit dem Motorrad verreisen.


Flucht (Flight)

- Sozialer Rückzug

- Kränkbar und gereizt

- Selbstschädigendes Verhalten

- Flucht in Drogen oder den Selbstmord

Um es zu betonen: Depressionen sind kein Schicksal. Unser Verhalten begünstigt die Entstehung. Und ganz wichtig: Eine Therapie ist möglich.


7 Selbsthilfetipps: Strategien gegen Depression

Du kannst vorbeugen. Familie, Freunde, Hobbys und ein Beruf schützen. Die Fragen helfen Dir!

  1. Mache den Selbsttest, wenn du unter Kopfschmerzen, Impotenz und Wutausbrüchen leidest.

  2. Bei einem positiven Selbsttest suche unverzüglich den Hausarzt, einen Psychiater oder Psychotherapeuten auf.

  3. Strukturiere den Tagesablauf. Entspannung, Arbeiten und Schlaf sind planbar.

  4. Mache Dates mit Dir. Plane Dinge ein, die Dir Freude bereiten: Hobby und Sport.

  5. Die Kontakte zu Freunden und Arbeitskollegen aktiv suchen und gestalten. Ein Rückzug verstärkt Beschwerden. Du hast kein Umfeld? In Städten und Gemeinden gibt es Selbsthilfegruppen und Sportvereine für Männer.

  6. Eltern, Geschwister und Kinder sind ein Teil von uns und unserem Leben. Wann war das letzte Familienfest oder Anruf?

  7. Entspannungstechnik: Autogenes Training, Yoga, Progressive Muskelrelaxation und Selbsthypnose? Unterschiedliche Techniken mit dem Ziel: Ruhe in Seele, Geist und Herz. Die Hektik des Alltags abschirmen, sich erden und besinnen.

Starke Hilfe- Psychotherapie und Medikamente

Ich höre, dass eine Depression nicht heilbar ist. Es gibt keine Therapie. Ihr Arzt oder Psychotherapeut stellt die Diagnose. Ein Heilpraktiker, Kinesiologe und Wunderheilern heilt nicht! Sie zögern den Beginn einer Therapie raus und sie können das Risiko eines Suizids nicht abschätzen.

Eine leichte Depression bildet sich bekanntermaßen nach 2 Wochen spontan zurück. Ist das bei dir nicht der Fall? Eine Therapie erfolgt. Erfolgreich sind nach zwei Wochen Medikamente oder einer Psychotherapie. Bei dem Verfahren stehst Du mit Deinen Sorgen und der Suche nach einer Lösung im Vordergrund.


Bei einer mittelschweren Depression wirken Psychotherapie und Antidepressiva gleich gut. Der Vorteil der Psychopharmaka ist der schnelle Wirkungseintritt. Der Nachteil sind die Nebenwirkungen. Und wichtig: Dein Problem bleibt.


Bei einer schweren depressiven Episode kommen Psychotherapie und die medikamentöse Behandlung zum Einsatz. Eine Monotherapie reicht nicht aus.

Die Behandlung sollte von erfahrenen Psychiatern oder Psychotherapeuten erfolgen und stationär erfolgen.




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